Eingebunden in eine Zeit, in der der Mensch zunehmend funktionalisiert wird, tritt der kreative und schaffende Anteil des Bewusstseins zunehmend in den Hintergrund. Als Folge dieser äußeren Überforderung können verschiedene Erscheinungen wie Erschöpfungszustände oder nervliche- und körperliche Überanspannungen auftreten.
Deshalb stellt sich für mich vordergründig die Frage, wie Yoga nicht nur als Methode gesehen werden kann um sich körperlich und psychisch zu stabilisieren, sondern wie Yoga vor allem die eigenaktive und freiheitliche Gestaltung des Lebens unterstützen kann.
Ordnung der Bewusstseinskräfte: Denken, Fühlen, Wollen
Yoga kann als ein Schulungsweg beschrieben werden, der das Individuum in der Entwicklung der Ich-Kraft fördert. Als Ich-Kraft kann der schöpferische, nach Entfaltung des kreativen Potenzials strebende Anteil in jedem Menschen verstanden werden. Dieses innere Potenzial steht in einem entscheidenden Zusammenhang mit den Bewusstseinskräften.
Im alltäglichen Bewusstseinszustand sind diese Bewusstseinskräfte, das Denken, das Fühlen und der Wille tendenziell in einer undifferenzierten Einheit verwoben, was sich in einem Gefühl der Unruhe oder Überforderung äußern kann. Die Yoga-Übungen, asana, bieten die Möglichkeit, diese Bewusstseinskräfte zunächst differenziert wahrzunehmen und schließlich in eine neue Ordnung zu führen.
Als Ergebnis dieser Gliederung entsteht das ruhige Empfinden innerer Stabilität bei gleichzeitiger Bewegtheit. Auch die aufmerksame Wahrnehmung zur Umgebung und den Mitmenschen kann als eine Wirkung dieser gedanklichen Konzentration benannt werden.
Ausführung der Übungen
Diese Gliederung kommt auch auf der körperlichen Ebene in den Stellungen zum Ausdruck. Ziel in den Übungen ist deshalb weniger das Erreichen einer sehr fortgeschrittenen Körperposition, sondern mehr das innere Erleben einer vom Bewusstsein geführten Ordnung und das freudige Erarbeiten der Bewegungszusammenhänge.
So kann in jeder Übungsphase ein entsprechender Fortschritt erfolgen der das innere Streben nach Weiterentwicklung anregt und das Interesse weckt, die Position aus einer Übersicht heraus in die nächstmögliche Form zu führen.
Das Arbeiten am Körper erfolgt idealerweise aus konkreten Gedanken und Vorstellungen, die durch die Konzentrationstätigkeit auf die geistige Dimension des Menschen wirken.
Das Erlernen von Bewegungsansätzen und die daraus entstehende Bewegungsfreude wirkt aufbauend auf das seelische Empfinden und auch der Körper wird auf gegliederte Weise aktiv und dynamisch durchgestaltet.
So kann das Üben am Körper ein praxisnahes Übungsfeld bieten, aus dem das Leben auch außerhalb des Yogakurses zunehmend in eine selbstbestimmte und kreative Führung gebracht werden kann, die sich sowohl auf das eigene Befinden, als auch auf das soziale Miteinander förderlich auswirkt.
Das Menschenbild, dass Alle, entsprechend ihren individuellen Möglichkeiten, die Fähigkeit entwickeln können, das Leben aus der Freude an der Entwicklung heraus zu ergreifen, liegt der hier dargestellten Übungsweise ,,Ein neuer Yogawille“ zugrunde.